Als ich diesen entlegenen Ort in der Provinz Manco Kapac, im Herzen Boliviens fand, stand ich auf einem der Hügel der Isla del Sol, die sich in der saphirblauen Weite des Titicacasees erstreckt. Ein Blick auf das Bild reicht aus, um zu verstehen, wieso es den Namen 'Insel der Sonne' trägt: das helle Himmelszelt strahlt herab und taucht jeden Winkel in ein warmes, goldenes Licht. Vor mir, die konturierte Landschaft – traditionell bearbeitete Terrassen, die sich wie die Falten eines jahrhundertealten Kleides die Hügel hinauf und hinab ziehen. Kleine Häuser ducken sich zwischen Bäumen und Buschwerk, ihre roten Dachziegel leuchten im Sonnenlicht. Das geografische Gewirr aus Erhebungen und Senken zeigt mir, dass diese Gemeinschaft hier schon lange Zeit mit und von dem Land lebt.
Ich stehe in der Luft, die dünn ist, und beobachte das azurblaue Wasser des Sees, das beinahe mit dem Himmel verschmilzt, ein Symbol für die Höhenlagen, in denen sich die Isla del Sol befindet. Diese Insel trägt nicht nur kulturelles und historisches Gewicht, sie wird von den indigenen Völkern als Geburtsort der Sonne und des ersten Inka verehrt. Jede Terrasse, jedes Steinmauerwerk, jede kurvige Landstraße erzählt die Geschichten dieser Zivilisation.
In Bezug auf die Komposition war ein entscheidender Aspekt, wie das breite 24mm Objektiv die Szene eingefangen hat. Mit einer Blende von f8 erreiche ich eine umfassende Schärfe, die ebenso die feinen, wellenartigen Muster der Terrassen wie die ferne Perspektive der umgebenden Hügel kristallklar werden lässt. Der Gebrauch dieser Einstellungen verleiht dem Bild eine gewisse Lebendigkeit und Detailtreue, die dieser atemberaubenden Panoramaansicht gerecht wird.
Als Fotograf fühle ich mich oft wie ein stummer Chronist – ich sammle Momente, ohne selbst zu laut zu sein. Doch in solch einem Augenblick, als ich den Auslöser drückte, wusste ich, dass dieses Bild mehr als nur eine physische Darstellung ist; es ist ein Fenster zu einer Welt, in der sich Natur und Kultur in perfekter Harmonie bewegen. Es war nicht nur die optische Schönheit der Landschaft, die mich packte, es war das Gefühl, Teil eines Jahrtausende alten Narratives zu sein, das mich zu diesem Foto bewegte. Jede Linie, jedes Muster, jede Farbnuance enthält Mehrschichtigkeit und eine Tiefe, die über die bloße Ästhetik hinausgeht.
Man sagt oft, ein Bild sagt mehr als tausend Worte. Ich glaube, dieses hier summiert nicht nur Jahre der Geschichte, sondern erzählt auch stumm von der unermüdlichen menschlichen Anstrengung und der majestätischen Ruhe, die nur die Natur hervorbringen kann.
Dieser Beitrag ist Teil der Fotoreihe
Bolivia von Dr. Alexander Motzek. Erkunde
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